
Vom Rathaus gestartet besuchte die Radfahrergruppe zunächst den zukünftigen Standort der geplanten Bürgerwindanlage an der Straße nach Eckstever. Später konnte man sowohl in Quelkhorn auf dem Parsivalhof als auch vor dem Imbiss in Fischerhude weitere Informationen zu diesem Thema sammeln. Zusammen mit IKEO hatte die WümmeWind GmbH, mit über 50% der privaten Einlagen größter Kommanditist der neuen Bürgerwindanlage, dort einen Informationsstand, den man kurz besuchte. Hier war nicht nur ein Modell der neuen Anlage zu sehen, sondern man informierte auch über weitere Vorhaben dieser Art innerhalb der Gemeindegrenzen.
Im Sommergarten des Gasthofes Bellmann erfuhren die Radfahrer später vom Technikvorstand bei WümmeWind Holger Bertram neben weiteren interessanten technischen Details, dass keine Anteile für die Ecksteveraner Anlage mehr gezeichnet werden können. „Die Anlage ist dicht“, wie er es formulierte. Erstaunen rief auch die Aussage über die Leistungssteigerung der modernen Anlage hervor: „Im Vergleich zu den beiden abgebauten und verkauften Anlagen hat die neue mit 2,3 MW ein Zehnfaches an Nennleistung und sogar den zwanzigfachen Ertrag.“ So sehr sei die Optimierung bei den WKAs in den letzten Jahren vorangeschritten.
Doch bei aller Effizienz steht Windkraft nicht kontinuierlich zur Verfügung. Und genau hier sieht Jürgen Heitmann, Betreiber der Ottersberger Biogasanlage, die Bedeutung seiner Art der Stromproduktion. Nach einem aufschlussreichen Rundgang über das Betriebsgelände stand er den Teilnehmern Rede und Antwort. „Wegen der vielen stromproduzierenden Photovoltaikanlagen in der Umgebung mussten wir unseren Betrieb zusammen mit vielen WKAs kürzlich auf null zurückfahren, weil die Netze keinen elektrischen Strom mehr aufnehmen konnten“, berichtete Heitmann. Darum strebe man einen zusätzlichen Gasspeicher auf dem Gelände an, der dann angezapft würde, wenn Strom von anderen erneuerbaren Energieproduzenten nicht geliefert werden könnte. Die genehmigte Betriebsleistung von 3,2 MW – übrigens ausreichend für die Grundlastversorgung ganz Ottersbergs – würde im Durchschnitt nicht überschritten, auch wenn die Gasmotoren in der Spitze bis zu 5,2 MW leisten würden.
Natürlich kamen auch die von Teilen der Bevölkerung wahrgenommenen zeitweiligen Geruchsemissionen zur Sprache. Erklären konnte sich der Betreiber diese Vorwürfe nicht, zumal eine Biogasanlage vom Prinzip her nicht rieche, einmal abgesehen von Silagegeruch. Komisch sei allerdings, dass seit Betriebsbeginn seiner Anlage bei der nahen Konservenfabrik keinerlei Beschwerden mehr in diesem Zusammenhang eingingen. Was Heitmann damit wohl sagen wollte, lag auf der Hand: Ich bin der Prügelknabe für alle Geruchsbelästigungen in der Umgebung, egal woher sie letztlich kommen.
Manfred Kallendorf am 28.05.12