


Von der seit dem Jahre 2002 existierenden Initiative „Rettet den Otterstedter See“ waren mehrere Mitglieder gekommen. Hjördis Höner gab zu Beginn einen Überblick über die Problematik und die bisher eingeleiteten Maßnahmen. Gegen die Überdüngung mit Phosphat, in deren Folge die nicht ungefährlichen Blaualgen auftraten, hatte das limnologische Institut Nowak zunächst das Abpumpen des hoch konzentrierten Tiefenwassers in den Aalgraben initiiert.
Der Erfolg war allerdings begrenzt und so wurde 2006 das neu auf den Markt gekommene phosphatbindende Mittel „Bentophos“ eingesetzt. Der Erfolg war unübersehbar, mit rund 24000 Euro aber nicht ganz billig und vor allem nicht von Dauer. Anstelle der von Dr. Nowak vorausgesagten 10 bis 12 Jahren Ruhe traten die Algen bereits 2011 vermehrt wieder auf.
Doch auf eine neuerliche „Bentophos“-Behandlung wollte sich der Umweltausschuss mehrheitlich nicht so ohne weiteres einlassen. Zudem hatte die See-Initiative mit Stefan Bruns einen weiteren Fachmann zu Rate gezogen, der eine grundlegende Therapie favorisierte. Die Ursachen müssten bekämpft werden, nicht nur die Symptome.
Die vermuteten Hauptverursacher waren in der Versammlung schnell aufgezählt: Nährstoffeintrag durch Laub und Rasenschnitt, Düngerkonzentration im Grund- und Oberflächenwasser, durch das der See hauptsächlich gespeist werde, Verunreinigung durch Badegäste bis hin zum möglicherweise „falschen“ Fischbestand, wie SPD-Fraktionsmitglied Helmut Blohm anmerkte.
Als eine hilfreiche Maßnahme wurde u. a. vorgeschlagen, den nur noch teilweise intakten Ringgraben wieder funktionsfähig zu machen. In ihm könnte man dann das belastete Oberflächenwasser auffangen und einem mit Schilf bestücktem Pflanzenklärbecken zuführen, wo das Phosphat weitestgehend absorbiert wird. Danach könnte es dem See wieder zugeführt werden, um den Wasserstand zu halten.
Daneben müssten die Verschmutzungen durch Badegäste drastisch reduziert werden. Durch aufklärende Informationstafeln, grundsanierte Toiletten und Duschen wäre hier eine stark verbesserte Situation zu erreichen. Ebenso täte Aufklärung der Seeanlieger not, was aber schon in verschiedenen Flugblattaktionen versucht worden ist.
Wegen der Komplexität der Therapiemaßnahmen kam in der Versammlung der Gedanke auf, einen „See-Sanierungskoordinator“ zu bestellen, der in enger Zusammenarbeit mit der Initiative sich vordringlich um die Wasserqualität des Sees kümmert und den entsprechenden Gremien regelmäßig Bericht erstattet. Unwidersprochen blieb die Meinung vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Stefan Bachmann: „Bevor wir einer neuen kostspieligen ‚Bentophos‘-Behandlung zustimmen, muss ein schlüssiges Konzept auf dem Tisch liegen.“ Möglich wäre auch, dass man beides zugleich machen muss: ein Mittel gegen die Akuterkrankung bereitstellen und gleichzeitig langfristige Therapiemaßnahmen einleiten.
Manfred Kallendorf, 05.06.12
Dokumente
- „Patenlösung nicht in Sicht – Seesanierung: Bachmann fordert schlüssiges Konzept“ (Marktrundschau vom 14.06.12)
- „Konzept statt Therapie – SPDStammtisch zum Ottrerstedter See“ (Kreisblatt vom 09.06.12)
- „Diagnose wichtiger als Therapie – Initiative am Otterstedter See fordert langfristige Lösungen gegen die Blaualgenplage in dem Gewässer“ (Achimer Kurier vom 06.06.12)