Noch viel Informationsbedarf zum Biomasse-Heizkraftwerk

30 Gäste beim SPD-Stammtisch in Ottersberg / Viel Misstrauen in der Diskussion Bekanntlich soll am 20. Januar im Zusammenhang mit der Landtagswahl in Ottersberg eine Befragung der Bevölkerung stattfinden, ob sie ein Biomasseheizkraftwerk (BMHKW) an den Kreuzbuchen in unmittelbarer Nähe zur Firma Buss gutheißt oder nicht. Um das Für und Wider ging es beim mehr als gut besuchten SPD-Stammtisch am vergangenen Montag in der Otternklause.

Volles Haus bei der hitzigen Diskusssion in der Otternklause
Gerd Gollenstede hatte auf seinem Tablet-PC stets aktuelle Daten dabei.

   Zwar ist das Ergebnis der Bürgerbefragung über das BMHKW für die Ratsmitglieder nicht bindend, wie Ratsvorsitzender Helmut Prossner erläuterte, doch dürfte es für jeden Volksvertreter nicht einfach sein, sich über ein eindeutiges Votum der Bevölkerung hinwegzusetzen. Für die Befragung gibt es übrigens kein Quorum, also eine Mindestzahl an Beteiligung. Es wird in allen Ortsteilen abgestimmt, jedoch können die Zahlen auch von einzelnen Wahllokalen abgerufen und bewertet werden.
   Die Formalien waren allerdings als Einziges unstrittig. Ansonsten hatten die anwesenden Ratsherren Gerd Gollenstede, Reiner Schnäpp und Helmut Prossner einen nicht ganz einfachen Stand in der Versammlung. Waren doch viele Gäste mit einer von Misstrauen geprägten kritischen Haltung erschienen. Die galt gleichermaßen den Politikern, dem Investor und sogar der Firma Buss.
   Jürgen Baumgartner vom Naturschutzbund (NaBu) machte deutlich, dass seine Organisation grundsätzlich durchaus positiv dem BMHKW gegenüberstehe, auch in Ottersberg. Allerdings solle man sich auf einen Zulieferungsradius von 50 Kilometern beschränken und nicht 150 erlauben, wie in der Informationsbroschüre der Gemeinde zu lesen ist. Das hätte damit automatisch eine kleinere Variante des Werks zur Folge, was der nachhaltigen Forstwirtschaft auch zuträglicher wäre.
   Ein Vertreter von IKEO (Initiative für eine klimafreundliche Energieversorgung Ottersberg), der vielleicht zur Erhellung der Problematik hätten beitragen können, hatte kurzfristig seine Teilnahme abgesagt. Zwar sei auch die Initiative grundsätzlich für ein BMHKW, wie sie per Email mitteilte, doch hätten sich neuerlich einige noch nicht zur Zufriedenheit beantwortete Fragen ergeben, wovon ihre Zustimmung zum Projekt letztlich abhinge. Die Öffentlichkeit soll darüber aber erst auf der Einwohnerversammlung am 10.01.13 in der Wümmeschule informiert werden.
   Der anwesende Landtagskandidat Jürgen Kuck (Wahlkreis 60) hob in seinem ausführlichen Wortbeitrag hervor, dass man die Bereitschaft der Gemeinde auf Bürgerbeteiligung nicht gering schätzen solle. Zudem hätte er den Eindruck, dass die weit verbreitete Skepsis gegenüber der an sich positiv zu bewertenden Anlage den negativen Erfahrungen mit der Biogasanlage geschuldet sei.
    Allgemeine Zustimmung fanden die Aussagen eines sehr sachlich und kompetent argumentierenden Bürgers aus Campe, als er sein Entsetzen über die vielfach sehr mangelhafte Informiertheit der Allgemeinheit zum Ausdruck brachte. Es fehlten vor allem belastbare Zahlen, was auch von einem anwesenden Mathematiker aus Fischerhude ausdrücklich bestätigt wurde. Vor diesem Hintergrund käme die Bürgerbefragung eigentlich viel zu früh.
    Durch die ungenügende Transparenz sei die wünschenswerte Realisierung des Biomasseheizkraftwerkes, wodurch auch Arbeitsplätze bei Buss gesichert würden, unnötig in Gefahr gebracht worden. Denn wirkliche Alternativen bei der Stromgewinnung sind die Kritiker bislang schuldig geblieben. Außerdem müsse man sich vor Augen führen, was sonst mit dem Restholz und dem abgeholzten Straßenbegleitgrün geschehe. Es würde geschreddert und einem relativ nutzlosen Zersetzungsprozess unterzogen, wobei ebenfalls u. a. schädliches CO2 entstünde.  Letztlich sei durch den Prozesswärmebedarf der benachbarten Konservenfabrik ein idealer Standort für das Werk gegeben.

Manfred Kallendorf
 

Sehen Sie hier noch zwei Fotos von der Veranstaltung, aufgenommen von Heinz Kahrs.