Sechs Fragen zum BHKW

Das geplante Biomasseheizkraftwerk lässt die Gemüter in der Gemeinde hochkochen. Die SPD versucht mit ihrem Positionspapier, auf einer sachlichen Grundlage ihre Entscheidung zu begründen und hofft damit auf das Verständnis vor allem der besonnenen Bürgerinnen und Bürger.

Die Kenndaten:

Das Biomassekraftwerk wird Wärme und Strom erzeugen (Kraft-Wärme-Kopplung). Geplant sind eine thermische Leistung von 16 MW und eine elektrische Leistung von 2,8 MW. Die Wärme soll als Prozesswärme an die Firma BUSS geliefert werden. Sofern BUSS die Wärme nicht benötigt, steigt die elektrische Leistung auf 4 MW. Als Brennstoffe sind Waldrestholz und Grünschnitt aus der Landschaftspflege vorgesehen. Notwendig sind ca. 55.000 Tonnen im Jahr. Das Investitionsvolumen beträgt ca. 16-18 Mio. €. Zusätzlich ist ein Fernwärmenetz für Ottersberg möglich.
 

     Heute erzeugen wir unsere Energie überwiegend durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie z.B. Gas und Öl, also Brennstoffe die über lange Wege zu uns transportiert werden müssen. Bei der Verbrennung wird klimaschädliches CO2 freigesetzt, welches vor Jahrmillionen der Luft entzogen wurde.
     Bei der Verbrennung von nachwachsender Biomasse wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie vorher beim Wachsen gebunden wurde. Durch die gleichzeitige Produktion von Wärme und Strom wird die enthaltene Energie bestmöglich genutzt. Geschieht dies mit Biomasse aus der Umgebung (z. B. aus einem Radius von max. 150 km) sind die CO2 Emission geringer als die von Gaskraftwerken, Photovoltaik, Windkraft oder Wasserkraft wie eine Studie über Emissionen bei der Stromerzeugung des VDI zeigt (siehe entsprechende PDF-Datei unten, Seite 50).
     Somit können wir mit dem Biomasseheizkraftwerk einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten und ermöglichen die geplante Abschaltung von Atomkraftwerken, denn auch deren Strom muss ersetzt werden.
 

     Als Hersteller von Lebensmitteln ist die Firma BUSS auf eine kontinuierliche Energieversorgung angewiesen. Die Energie aus Sonne und Wind ist aber nicht verlässlich. Jeder, der die Windkraftanlagen vor Eckstever beobachtet weiß, dass an kalten und sonnigen Tagen häufig Windstille herrscht. Noch deutlicher ist dies bei der Photovoltaik: ohne Sonne kein Strom. Da wir Strom und Dampf bisher nicht wirtschaftlich speichern können, müssen wir die Energie dann erzeugen, wenn sie benötigt wird. Dies ist mit dem geplanten Kraftwerk möglich, mit den Alternativen nicht.

     Die Zahl scheint im ersten Moment sehr hoch zu sein. Woher kommt das Material? Werden die Wälder dafür ausgeräumt? Vielleicht kann ein aktuelles Beispiel diese Frage klären.
     In der Ausgabe des Weserkuriers vom Sonnabend, dem 12. Januar, wird auf Seite 9 über den Rhododendron-Park in Bremen berichtet (siehe entsprechende PDF-Datei unten). Von den 3500 Bäumen des Parks müssen dieses Jahr aus Gründen der Landschaftpflege und Verkehrssicherheit 1600 beschnitten werden. Dieses Problem hat nicht nur der Rhododendron-Park. Von den 70.000 Bäumen in Bremen müssen jährlich 20.000 beschnitten werden. „Das Problem hat in den vergangenen Jahren durch den Klimawandel sogar massiv zugenommen", sagt Heribert Eschenbruch, der als Bereichsleiter Grünflächenhaltung beim Umweltbetrieb Bremen für die Bäume in den öffentlichen Parks zuständig ist.
     Durch Biomassekraftwerke entsteht ein regionaler Mark mit Vorteilen für alle. Die Parkbetreiber können durch die Verkaufserlöse einen Teil der Pflegmaßnahmen tragen. Das Geld bleibt in der Region und es kann umweltfreundlich Energie erzeugt werden.
Neben dem lokalen Angebot an Brennstoffen ist auch die Lage der umliegenden Biomasseheizkraftwerke entscheidend. Die nächsten Kraftwerke, die Biomasse aus der Landschaftspflege verbrennen, stehen in Wiesmoor und Brunsbüttel. Andere BMHKWs, wie z.B. Hamburg Billbrook, verbrennen Altholz.
     Häufig wird befürchtet, dass für das Kraftwerk neue Anbauflächen für schnell wachsende Pflanzen notwendig sind. Es würde eine Konkurrenz zwischen der Produktion von Lebensmitteln und Energie entstehen, wie dies bei den Biogasanlagen teilweise geschieht. Da gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Biomasse aus Kurzumtriebsplantagen für die Verbrennung in Kraftwerken nicht gefördert wird, sehen wir diese Gefahr nicht.
     Nach unserem Kenntnisstand kann die Region daher nachhaltig die notwendige Biomasse liefern.
 

     Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Durch das Kraftwerk ist im Mittel mit 15 An- und Abfahrten pro Werktag zu rechnen. Durch den geplanten Kreisel werden wir einen besseren Verkehrsfluss am Damm erreichen und damit einen Teil dieser Mehrbelastung kompensieren können. Es wird die Aufgabe des Rates sein, die verbleibende Mehrbelastung so klein wie möglich zu halten.

•Wir unterstützen BUSS bei der Sicherung des Standortes und sichern die Beschäftigung
  vor Ort
•Die regionalen Wirtschaft wird gefördert, das Geld bleibt in der Region
•Wir machen uns unabhängiger von Energie-Lieferungen aus krisenanfälligen Ländern
•Es entstehen zusätzliche Arbeitsplätze im Kraftwerk und bei den Lieferanten
•Gewerbesteuereinnahmen verbessern die Steuerkraft der Gemeinde
•Umweltfreundliche und verlässliche Energie schont das Klima
 

     In einem städtebaulichen Vertrag sind die Interessen des Flecken festzulegen, wie z. B. Sitz der Gesellschaft, Bebauungsplan, Verkehrsführung, Anlieferzeiten usw.
     Die SPD setzt sich dafür, dass die Interessen der Bürger durch einen Bürgerbeirat vertreten werden, der alle Fragen im Zusammenhang mit dem BMHKW erörtern kann. Er hat eine beratende Funktion und muss gehört werden.
     Es ist weiter zu prüfen, ob eine finanzielle Beteiligung der Ottersberger möglich ist. Das Bürgerwindrad in Eckstever könnte dafür ein Vorbild sein.
 

     Viele von uns in Ottersberg haben sich gegen die Atomkraft ausgesprochen. Wenn die Energiewende gelingen soll, benötigen wir Kraftwerke, die die bestehenden Atomkraftwerke ersetzen. Wenn wir das wollen, sollten wir bessere Alternativen nicht nur dulden. Wir sollten sie fordern und fördern – gerade hier in Ottersberg.
     Die SPD ist daher für das Kraftwerk, und wir werben um Ihr Vertrauen und um Ihre Stimme.
 

Hier haben Sie die Möglichkeit, die oben angesprochene Studie (besonders bitte die Markierung Seite 50 beachten), einen Artikel aus dem Weser Kurier und unser Thesenpapier zum BMHKW herunterzuladen.