


Das eigentliche Thema des Abends, die Inklusion und ihre Umsetzung an den Schulen vor Ort, bot dann weniger Anlass zur Freude. Das wurde schon bei den einführenden Worten des Schulleiters der Wümmeschule, Walter Schlöffel-Pitschke, deutlich. Bereits jetzt gibt es an seiner Einrichtung Schüler mit Behinderungen, die in sogenannten Integrationsklassen unterrichtet werden. Allerdings wird der Unterricht in der Regel von Haupt- und Realschullehrern durchgeführt, die weder für diese Aufgaben ausgebildet wären noch sich dafür bewusst entschieden hätten. Sonderschulpädagogen kämen höchsten in einem kleinen Bruchteil der Unterrichtszeit zusätzlich zur Unterstützung in den Klassenraum. Außerdem beherbergt die Wümmeschule momentan zwei Kooperationsklassen der Helene-Grulke-Schule, eine staatlich anerkannte private Förderschule. Diese zahlenmäßig kleinen Klassen werden in ausgewählten Fächern mit den Schülern der Wümmeschule gemeinsam unterrichtet.
Ab dem kommenden Schuljahr haben die Eltern das Recht, ihr Kind an jeder ortsnahen Schule anmelden zu können, was die Planungssicherheit untergrabe. Zudem seien die zur Verfügung stehenden Ressourcen künftig teilweise geringer als vor der Einführung der Inklusion, so Schlöffel-Pitschke. Dadurch sei der gute Grundgedanke der Inklusion mehr als gefährdet. „Es ist wie bei der Euroeinführung: gute Idee, aber kaum Realisierungschancen“, meinte ein Teilnehmer.
Niemand widersprach dem Grundgedanken der Inklusion, doch müssten dafür nicht nur entsprechende Mittel, sondern auch mehr Zeit bereit gestellt werden. In den nächsten fünf Jahren sollen nämlich alle Schulen zu inklusiven Einrichtungen umgestaltet sein. Da dieses nicht nur inhaltlich, sondern auch räumlich und baulich zu sehen ist, dürften erneut erhebliche Kosten auf die Gemeinde zukommen.
Ein ehemals betroffener anwesender Vater warnte allerdings davor, sich zu viel Zeit zu nehmen. Er habe seinerzeit bei seinem Sohn in der Waldorfschule viel Hilfe und Verständnis erfahren. Anstelle von Bedenkenträgerei sei er dort auf anpackendes Engagement gestoßen. Man hätte den Schüler mit Behinderung als Bereicherung des Lebensumfeldes gesehen, nicht als Störung. Zudem empfahl er, die Eltern mit ins Boot zu nehmen. Gemeinsam ließe sich oft ein Lösungsweg finden.
Als Ergebnis des Abends versprachen die Fraktionsmitglieder für eine regelmäßige Begleitung der Thematik im Schulausschuss zu sorgen. Zudem solle dort auch die Idee der „Schwerpunktschulen“ im Flecken Ottersberg geprüft werden. Dadurch braucht man nicht jede Schule für alle erdenklichen Fälle von Behinderungen auszustatten bzw. umzubauen. Zumindest für eine Übergangszeit sah man das als eine sinnvolle Lösung an.
Manfred Kallendorf am 06.03.13