Detailliert und kenntnisreich berichtete Frau Peek zunächst über die aktuelle Situation der Flüchtlinge im Flecken. Danach leben momentan etwa 170 Asylbewerber in der Gemeinde, verteilt auf die Ortsteile Ottersberg, Ottersberg-Bahnhof, Otterstedt und Quelkhorn. In der umgebauten Gewerbehalle „Autoland 2000“ im Ortsteil Bahnhof sollen ab April weitere 120 Flüchtlinge vorübergehend unterkommen, in einem Holzleichtbau neben der Vereinsturnhalle in Fischerhude 32 Personen.
Während die Sammelunterkunft am Bahnhof unter der Leitung des DRK steht, werden die dezentralen Wohngelegenheiten von der Gemeindeverwaltung direkt betreut. Dabei haben die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer einen Großteil der Arbeit übernommen, wie Beistand bei Arztbesuchen, Unterstützung bei der Jobsuche und Begleitung von Freizeitaktivitäten. „In der effektiven Vernetzung von Ehren- und Hauptamt besteht unsere zentrale Aufgabe“, betonte Nele Peek. Auch sei man dabei, eine Datenbank zu erstellen und zu pflegen, um einen fortlaufenden Überblick über Anzahl, Geschlecht, Alter und Wohnort der Geflüchteten zu bekommen und aktuell zu halten.
Neben viel Positivem wie z. B. der neuerlichen Möglichkeit, Supervision für Helfer anzubieten, und der Tatsache, dass endlich eine Fahrradwerkstatt bei „Autoland 2000“ zur Verfügung gestellt werden könne, kamen aber auch Schattenseiten zur Sprache. So sind einige Asylbewerber aus Pakistan bereits seit September letzten Jahres in Ottersberg, ohne dass sie zu dem Erst-Interview gebeten wurden, mit dem das Asylverfahren eingeleitet werden muss.
Überhaupt wurde es von der Runde als gravierendes Manko angesehen, dass es für die Geflüchteten nicht schon während der ersten Eingewöhnungszeit einen geregelten Tagesablauf mit Lernangeboten geben würde. „Das ist die Grundlage von allem, vornehmlich für eine erfolgreiche Arbeitssuche“, meinte ein Teilnehmer und nannte als Beispiel durchzuführende Praktika in Betrieben.
Auf wenig Gegenliebe stieß bei den Stammtischgästen die beschlossene Absicht des Landkreises, 120 neue Asylbewerber in der Sammelunterkunft beim „Autoland 2000“ unterzubringen. Damit seien Konflikte vorprogrammiert und der Integrationsgedanke ad absurdum geführt. Zudem sind die Kosten unverhältnismäßig hoch, denn neben den Umbaumaßnahmen müssten Sicherheits-Dienstleistungen rund um die Uhr, Cateringservice, Reinigungspersonal usw. bezahlt werden.
Dabei gebe es auch in Ottersberg genügend leer stehenden Wohnraum, der von den Eigentümern unter vertretbaren Bedingungen sicher gern vermietet würde. Andere Gemeinden hätten hier bereits effektive Maßnahmen ergriffen und die Eigentümer direkt angeschrieben und mit positiver Resonanz Finanzierungshilfen für erforderliche Umbaumaßnahmen angeboten. Ein Teilnehmer bot an, entsprechende maßgeschneiderte Mustermietverträge zur Verfügung zu stellen, um den potenziellen Vermietern die Unsicherheit in diesem Bereich zu nehmen. „Der vom Landkreis angebotene Umbauzuschuss sollte besser bekannt gemacht werden “, betonte Ratsfrau Annegret Reysen. „Nur wenn die Neubürger mitten in unserer Mitte leben, haben wir die Chance auf eine gelingende Integration“, war das abschließendes Credo des Abends.
Manfred Kallendorf, 10.03.16